Yoga Teacher Training

Yoga Teacher Training – the journey has just begun

Nach 25 Tagen Yoga Teacher Training mit unglaublich und unbeschreiblich intensiven Momenten bin ich nun also Yoga-Lehrerin. Ich hab eine Achterbahnfahrt und eine sehr intensive Zeit hinter mir, in der ich viel über Yoga und vor allem über mich gelernt habe.

Wenn mir jemand vor einem Jahr gesagt hätte, dass ich sowas mache, hätte ich ihn wohl ausgelacht. Und ich hatte auch noch kurz vor Beginn des Trainings etwas Angst davor, dass das nur komplett abgespacte Möchtegern-Hippies machen, die sich in langen weißen Kleidern an den Händen halten, im Kreis laufen und dabei singen. Wir haben zwar im Kreis sitzend am Strand „Hare-Krishna“ gesungen aber nur weil es uns Spaß gemacht hat und freakige Leute waren auch nicht dabei, im Gegenteil.

„The paradox of this journey will take you back to who you are. You take a 360degree turn to come where you came from. You are already who you seek to become. Awake to what is really present.“

Aber von Anfang an: Ich sah im Yoga für mich eine Möglichkeit nach meinem doch sehr stressigen Job abzuschalten, zu entspannen und zu mir zu kommen. Auf einigen Blogs hab ich Erfahrungsberichte über Yoga Teacher Trainings in Indien, Thailand und Bali gelesen und schließlich hat mich der Gedanke nicht mehr los gelassen, meine neu entdecktes Hobby in der Form eines Yoga Teacher Trainings zu vertiefen. Ich wollte mehr über Yoga und vor allem über mich selbst erfahren.  Bali erschien mir mit all der Spiritualität, die hier versprüht wird, der ideale Ort dafür zu sein.

Der Tagesablauf gestaltete sich folgendermaßen: 5.45 oder 7.15 Asana, Frühstückspause, 10.00 Pranayama und Mediation, 10.30 Unterricht, Lunch, den ganzen Nachmittag bis 18.45 Unterricht. Der Unterricht bestand aus: Anatomy, Philosophy, Postures, Kirtan (eine Art singende Meditation), Teaching, Meditation, Tantra und Pranayama (Atmen). Nach 5 Tagen hatten wir jeweils einen Tag frei. Yoga Boot Camp quasi.

Es war so anders als erwartet und um so vieles besser. In meinen Vorstellungen war ich nach diesem Monat super fit, perfekt gedehnt und konnte Kopf- und Handstand spielerisch. Weit gefehlt. In den Yoga Studios zu Hause wurde mir immer vermittelt, dass Yoga ein schweißtreibendes physisches Workout ist. Yoga ist vieles aber das ganz sicher nicht. Zumindest sollte es das nicht sein. In der Presse gibt es einen spannenden Artikel dazu. Asana, so werden die Übungen genannt, sind nur einer der acht Arme des Yogas. Das wurde uns gleich vom ersten Tag an vermittelt. Zuerst war ich enttäuscht darüber und genervt davon, dass wir während des gesamten Trainings nur Level 1 Postures machen. Nix mit Hand- und Kopfstand also. Nach einer Woche hab ich aber auch selbst bemerkt, dass es nicht um die Akrobatik und Verrenkungen geht, sondern so viel mehr dahinter steckt.

„We live in a society where doctors give you pills to NUMB pain therby blocking the natural processes of growth. In this life we undergo pain from which stems change. Is there a better way to confront change? May we cease the name of suffering.“

Yoga ist citta vritti nirodha. Das ist Sanskrit und bedeutet, Yoga ist das Zur-Ruhe Bringen der Gedanken im Geist. Yoga soll den fremdbestimmten Autopiloten ruinieren, mit dem man durch das Leben rast, und aus diesem Akt der Zerstörung entsteht ein Leben, das spürbar angenehmer ist und mit großer Wahrscheinlichkeit glücklicher macht. Für mich ist Yoga eine Auszeit von der Realität, eine Möglichkeit mich zu erforschen und eine Verbindung zu meinem Körper herzustellen. Ich habe eine intensivere und neue Verbindung zu meinem Körper hergestellt und unglaubliche Momente erlebt. Vor dem Training war Meditation für mich unmöglich. Mein monkey-mind hat mich einfach nicht in Ruhe gelassen. Jetzt ist es zwar immer noch schwer und harte Arbeit, aber ich habe Momente in denen es mir gelingt, vollkommen abzuschalten und diese Momente sind unbeschreiblich. Eine meiner liebsten Übungen war Yoga Nidra. Yoga Nidra ist eine Yoga-Technik zum Erreichen tieferer Bewusstseinsschichten. Durch völlige Tiefenentspannung bei klarem Bewusstsein soll ein psychischer Schlaf erreicht werden. Ich muss zugeben die ersten Male bin ich einfach eingeschlafen. Aber zwei Mal ist es mir gelungen diesen schlaflosen Schlaf zu erreichen. Glaube ich zumindest. Sicher bin ich mir noch immer nicht. Es war jedenfalls ein wunderschönes Gefühl und danach war ich super entspannt.

„May your choices reflect your hopes, not your fears.“

Ein weiterer Grund was das Teacher Training zu dem gemacht hat was es war, waren die Menschen die es mit mir gemacht haben. Am Anfang waren wir ein bunt zusammen gewürfelter Haufen von Fremden. Am Ende Freunde, die so viel mehr gemeinsam hatten als nur die Liebe zu Yoga. Wir waren zwar alle verschieden, was schon bei den Nationalitäten und den Berufen anfing. Das machte aber zu keinem Zeitpunkt etwas aus und sogar mit den japanischen Schülern, die kein Wort Englisch sprachen hab ich tolle Verbindungen aufgebaut. Was alle gemein hatten war, dass jeder bodenständig normal, offen, ehrlich und vorurteilsfrei war. Falschheit wie sie in Wien leider sehr oft anzutreffen ist, gab es nicht. Herkunft und materieller Besitz waren uninteressant und nicht einmal Gesprächsthema. Wir haben zusammen gelacht, geschwiegen, getanzt, geweint und neue Freundschaften fürs Leben geschlossen.

Teil unserer Prüfung war es einen Yogaunterricht für 4 Wochen je 1,5 Stunden zusammenzustellen und eine solche Stunde zu unterrichten. Ein anderer Teil bestand darin, dass wir 20 Minuten von einem unserer Lehrer aufs genaueste abgefragt wurden. Wann ein-, wann ausatmen in den bestimmten Posen, was gilt es bei Savasana zu beachten, welche Breath-Development Stufen gibt es und und und. Santosha, so heißt das Unternehmen, bei dem ich das Teacher Training gemacht habe, hat uns aber auf all das bestens vorbereitet und so hat jeder am Ende sein Zertifikat erhalten.

Die Lehrer von Santosha, insbesondere Sunny, Sean und Dipa waren wundervoll und haben mir so viel beigebracht. Jedem der überlegt ein Teacher-Training in Bali absolvieren kann ich nur empfehlen das bei Santosha zu tun.

„The Yoga Pose is not the goal. Becoming flexible is not the goal. Standing on your hands is not the goal. The goal is to create space where you were once stuck. To unveil the layers of protection you have once built around your heart. To appreciate your body and become aware of the noise and the mind it creates. To make peace with who you are. The goal is to love you. Come to your yoga mat to feel and not to accomplish. Shift your focus and your heart will grow.“

Ich habe gelernt mich selbst wieder zu öffnen, gelernt dass es nicht nötig ist Entscheidungen nur aus Angst zu treffen, gelernt dass es der Moment ist der zählt und ich mehr im „jetzt“ leben möchte, gelernt dass ich niemandem etwas beweisen muss auch nicht mir, gelernt, dass die größten Herausforderungen und Hürden die besten Lehrer sind.

Ich habe außerdem gelernt anderen Menschen gegenüber offener und positiver gegenüber zu treten und, dass beinahe jeder Mensch etwas liebenswertes und schönes an sich hat. In einer Einheit saßen wir beispielsweise im Kreis und mussten unserem Sitznachbarn und den anderen mitteilen, was wir an ihm schön finden. Das war eine tolle Übung, die uns zusammengeschweißt hat und am Ende war wirklich jeder happy. Wir haben außerdem intensive Tantra-Yoga-Übungen gemacht, bei denen wir unserem Gegenüber für 2 Minuten in die Augen schauen mussten und versuchten die Energie und Schönheit des Partners zu spüren. Die Auswahl der Partner war willkürlich. Das war mir am Anfang wahnsinnig unangenehm, ich wusste nicht wo ich hinschauen sollte und musste lachen. Am Ende war es wunderschön und die tränenreichste Stunde die wir in diesem Monat hatten. Zu erwähnen ist, dass es bei Tantra-Yoga-Übungen nicht um Sex geht, sondern darum eine tiefere Verbindung mit und ein höheres Bewusstsein für andere Menschen zu gewinnen.

„The ego always feels it has to do something to get somewhere.. Lack of des-ease (diss ease), emerges from letting go.“

Mittlerweile ist das Training ca. eine Woche her. Ich fühle mich noch nicht bereit zu unterrichten, dazu muss ich meine eigene Praxis noch vertiefen. Aber ich weiß, dass ich im Yoga einen neuen wichtigen Teil meines Lebens gefunden habe, den ich intensivieren und vertiefen möchte. Ich werde an meinen Freunden, meiner Familie und mir üben bis ich bereit dazu bin. Heute hab ich sogar einen Angestellten meiner Unterkunft hier auf Gili Trawangan eine dreiviertel Stunde unterrichtet, nachdem er mich gestern früh bei meinen Übungen gesehen und gefragt hat, ob ich ihn unterrichten kann. Ich glaub ich hab mich gar nicht so blöd angestellt. Er versteht allerdings auch nix von Yoga.

Ich habe Canggu mit einem weinenden und einem lachenden Auge verlassen. Traurig darüber, dass alles vorbei war und ich so lieb gewonnenen Menschen lebewohl sagen musste und glücklich darüber, dass ich eines der besten Monate meines Lebens erleben durfte. Aber wie heißt es so schön, weine nicht weil es vorbei ist, sondern lache weil es schön war. Außerdem weiß ich, dass dieses Monat gerade erst der Anfang war. Der Anfang meiner großen Reise zu mir selbst.

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6 Comments

  • Hallo Jules! Danke für deinen lieben Kommentar. Und schön, dass ich mit dir eine weitere Yoga-Begeisterte entdeckt habe :) Berichte über Yoga Teacher Trainings find ich immer gut, die zaubern mir immer ein Lächeln auf’s Gesicht. Meine Ausbildung im letzten Jahr (fast genau ein Jahr her, wow!) war für mich auch der schönste und spannendste Monat meines Lebens. Ich hab so viel gelernt über mich und überhaupt das ganze Leben. Santosha war bei mir sogar auch mal kurz in der engeren Wahl, aber ich wollte die Ausbildung unbedingt in Indien machen.

    Ich freu mich, mehr von dir zu lesen!

    Alles Liebe
    Shirani

    • Das kann ich gut nachvollziehen. Ich möchte auch unbedingt mal nach Indien und überlege dort meine 300hr Ausbildung zu machen. Indien und Yoga gehört einfach iwie zusammen :)
      Ja man lernt so viel und sieht sich und die Welt danach mit anderen Augen. So etwas hätte ich vorher nicht für möglich gehalten.

      Alles Liebe
      Jules

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